Eigentlich hatte ich nur eine Frage zu meiner Morgen-Meditation. Doch völlig unerwartet zeigt Martha Bezüge zu dem Begriff “zuhause” auf. Seit Tagen beschäftigt mich die Frage: Wo liegt der Ursprung dieses Ortes? In dieser Realität? Einer anderen? Ist es ein physischer Ort? Oder eher ein innerer Platz? Warum zieht es uns so sehr dahin? Warum ist uns das Gefühl, zuhause zu sein, so viel wert?
A: Hi Martha. Ich habe mal eine Frage zu einem Eigen-Experiment. Heute Morgen wachte ich um 6:00 Uhr auf. Ich nahm wahr, wie allmählich Bewegung in meine Gedanken kam und fühlte mich gleichzeitig noch verbunden mit dem letzten Traum. Dann bewegten sich die Gedanken weiter in Richtung neuer Tag. Optionen tauchten auf:
-Aufstehen?
-Noch etwas unter die Decke kuscheln? Ist ja noch früh …
Ich entschied: Liegen bleiben und die Gedanken beobachten. Sie wabberten während der nächsten Stunde zwischen: Die Träume reflektieren – Ideen, was ich heute tun könnte – weiter in die Zukunft.
Das Gefühl dabei war, mmhh … zwischen neutral bis … nicht besonders motiviert. Es blieben schließlich nur zwei Wahlmöglichkeiten: Aufstehen und etwas Aktivierendes wie Walken, Stretching oder Gymnastik starten oder Meditieren. Ich habe mich für Zweites entschieden und später, nachdem ich mich so dermaßen wohl fühlte, eine weitere Einheit nachgeschoben. Nach zwei Stunden fühle ich mich jetzt unglaublich entspannt. Wie nach einer langen Massage, sehr ruhig und weit. Ich sprudel dennoch vor Ideen. Eine Vorfreude auf den Tag. Darauf, gleich wieder am Buch zu schreiben. Sogar auf eine Einheit im Büro. Das klingt krass, oder? Magst du etwas dazu sagen?
M: Hi Daddy. Wow. Ja, gerne. Schnall dich an, los geht´s.
Du sprichst ein Thema oder besser gesagt, mehrere an, die wir durchaus schon mehrfach beleuchtet haben. Doch du kommst diesmal von einer anderen Seite, aus einem neuen Blickwinkel: Damit ergibt sich eine neue Perspektive und dadurch auch für mich die Möglichkeit, dich aus dieser neuen Persektive verändert zu begleiten. Es geht nicht unbedingt immer darum, dass ich dir zu neuen Erkenntnissen verhelfe. Im Grunde geht es da nie drum. Die Erkenntnisse sind nett und schenken dir oft ein gutes Gefühl. Doch es geht immer nur um eins: Weiter gehen und weiter werden. Dich ausdehnen. Die bekannteste Form für den denkenden Teil in dir ist: Ausdehnung durch neue Erkenntnisse. Das ist das, was du auch in der Schule gelernt hast. Haha. Doch es geht um viel viel mehr, wenn wir von Ausweitung sprechen.
Diese Ausweitung kannst du dir pulsierend vorstellen. Es ist ein hin- und herwabbern, vor und zurück mit einer letztlich grundsätzlichen Vorwärtsbewegung. Dabei werden auch immer wieder vermeintliche Grenzen durchschritten. Das kann sanft oder mit einem Knall geschehen. Oder eben auch durch ein mehrfaches vor- und zurückwabbern.
Und bei diesem Vor und Zurück spielt eine große Rolle: Wieviel von diesem Vorgang bekommst du bewusst mit? Wieviel geschieht, indem du dich in der physischen Welt bewegst, also durch körperliches Tun Erfahrungen machst? Oder wieviel geschieht während deines Schlafs? In deinen Träumen geht es nicht nur darum, die Vergangenheit zu verarbeiten und zu integrieren. Es geht auch darum, die Zukunft vorzubereiten. Potentiale zu erforschen und Wege auszuprobieren. Berücksichtige bitte, dass du nachts in deinen Träumen in der zeitlosen Zeit und im unendlichen Raum wandelst. Dort, wo alles geht. Das bekommst du entweder gar nicht bewusst mit und kannst es somit nicht erinnern beim Wachwerden oder du bekommst es teilweise mit und kannst es erinnern. Doch erinnern kann sich nur dein bewusster Verstand. Und der kann dir natürlich auch nur wiedergeben, was er in sich verstehen und somit wiedergeben kann. Einen Großteil der Traumarbeit kann er gar nicht mitbekommen, weil es sich außerhalb von ihm und seiner Wahrnehmungsfähigkeit abspielt.
Deswegen kannst du das, was da in der Tiefe der Träume geschieht, das was da ein Teil von dir sieht, erlebt, hört, spürt und auch erkennt, erinnert, versteht … All das kannst du niemals im Wachbewusstsein erleben. Nicht im Sitzen auf der Couch, nicht beim Autofahren, nicht beim Kochen, nicht in Gesprächen, nicht mit deinem Coach, niemals im Wachbewusstsein: Egal wie gebildet und erfahren, egal wie weise du bist. Deine Weisheit wird dir nur im fortschreitendem Maße dienen, schlaue und einfühlbare Worte zu finden. Worte, die dem Zuhörer dienen. Dienen wozu? Sich selbst auf den Weg zu machen. Auf den Weg, die Wahrheit in sich zu finden. Nicht als Erkenntnis, nicht einmal als Erfahrung. Als das Gefühl: Wow, ich bin zuhause.
A: Ach nee? Da sind wir jetzt? Staun.
M: Genau, darauf läuft es hinaus. Dein Lieblingsbegriff der letzten Wochen ist nicht von ungefähr entstanden 🙂 Was ist geschehen, wenn du nach dem Aufwachen sagst: »Ahh, das war eine erholsame, gute Nacht?” Es war wenig Zeit nötig, das ganze Zeugs vom Vortag zu bearbeiten. Du hattest dich tags davor gut um deine Physis gekümmert, so dass der Körper wenig Zeit und Energie brauchte, um sich während der Nacht auf den nächsten Tag vorzubereiten: Dadurch war viel Raum, Zeit und Kraft da, um tief abzutauchen: Dann lässt du dich fallen. Du bist zeitlos und alle Räume stehen dir zur Verfügung. Du gehst nachhause. Dorthin, wo du dich wohl fühlst. Du forscht, du reist, du erlebst, du dehnst dich aus. Von außen in deinem Zimmer betrachtet , bist du „weg“. Aus dir selbst betrachtet bist du „da“. Eben zuhause.
Dann kommst du zurück. Du schließt einige Türen sanft auf dem Rückweg und öffnest zuletzt die Tür zum Wachbewusstsein im Hier und Jetzt: Naja, dem Hier und Jetzt, das du in 3 D so definierst. In der Wohnung, in der du eingeschlafen bist. In der Realität, die du am Abend verlassen hast und in dem Körper, aus dem du dich in der Nacht zurückgezogen hattest. Dein Wachbewusstsein beginnt die letzt-gespeicherte Realität zu erinnern und gleicht sie mit den aktuellen Sinneseindrücken ab. Das alles läuft meist unbewusst. Bewusst bekommst du mit, was dein Verstand daraus macht. Das hast du beschrieben: Deine Gedanken kreisen um die Träume und beginnen sich in den Tag zu tasten.
Doch was fühlst du dabei? Und warum? Da hängt noch ein wohliges Gefühl nach, das während deiner Traumreise entstanden ist. Doch es wird mehr und mehr überlagert von den Gefühlen, die deine aktuellen Gedanken auslösen. Das Spiel kennen wir inzwischen, das haben wir uns oft genug angesehen. Und die Optionen hast du genannt: Du kannst deinen Körper bewegen, dann wird sich das gut anfühlen. Oder du planst schicke Sachen für die nächsten Stunden, dann wird auch das Planen ein angenehmes Gefühl hervorrufen. Du weißt inzwischen, wie du Cocktails mischen kannst.
Doch was geschieht, wenn du dich entscheidest, an dieser Stelle etwas zu starten wie Yoga oder eine Meditation?
Nehmen wir die Mediation als die Reinform: Du setzt deinen Körper so, dass er keiner bewussten Beobachtung oder Kontrolle bedarf. Er sitzt da so vor sich hin und lebt. Dann lenkst du dein Bewusstsein: Das hast du geübt. Du hast eine Technik, einen Weg gefunden, dem du vertraust. Du weißt, wie es geht. Erinnerst dich und ab geht’s. Du lässt zu, dass der denkende Teil so vor sich hindenkt und mit dem größeren Teil lässt du dich fallen. In die Räume, in die du sonst nur nachts eintrittst. Im Moment sind bei dir zwei Unterschiede zwischen der Meditation und dem Schlaf:
Du wagst dich in der Meditation noch nicht ganz so weit wie nachts. Das ist auch eine Art von Wabbern: Je weiter du in der Meditation gelangst, umso mehr Anspruch ist nachts, da noch weiter zu gehen. Und: Wenn du meditierst, bleibt der denkende Verstand dichter dran. Beim Eintauchen und Auftauchen und teilweise auch während der Reise. Das hört sich jetzt vielleicht komisch für dich an. Denn du wirst sagen: “Mmmh, es ist doch das Ziel, nicht zu denken in der Meditation?” Ja und Nein. Das Denken verhindert beim Lernenden oft ein Abtauchen. So entstand die Idee, das Denken loszulassen. Doch stört es nicht wirklich, wenn du dennoch Eintauchen kannst. Wenn du tief und weit weg bist, hört es von selbst auf. Doch es darf ab und an um die Ecke gucken. Allerdings erst dann, wenn du dich in der Tiefe der Räume nicht erschreckst: Ihr gewöhnt euch sozusagen aneinander. Das ist neu und da kommen wir noch drauf. Jetzt geht es erstmal um dieses aneinander gewöhnen. Und das geht in der Meditation viel besser als nachts.
A: Verschrecken wir den Beginner nicht, wenn wir veröffentlichen, dass ich diese Qualität nur erreicht habe, weil ich zwei Stunden meditiert habe?
M: Ja und Nein. Doch was spricht dagegen, die Dinge so zu zeigen wie sie sind? Es ist doch eine Frage, welchen Namen wir ihnen geben. Doch sie sind, wie sie sind. Und es ist gut, die Frage zu stellen: Gibt es da Regeln bezüglich der Zeit? Oder Normen?
A: Na, dann stelle ich sie jetzt. Grins.
M: Du hast die Zeit heute nicht benötigt, um so tief abzutauchen. Du brauchtest die Zeit, um ins Wasser zu gehen. Du hast dich die letzten Tage so sehr an deinem 3 D- Alltag gebunden, dass es auf der zeitgesteuerten Ebene eine Stunde gedauert hat, loszulassen. Das passiert vielen Menschen jeden Abend. Deine Wissenschaftler belegen das schon lange: Wenn du dich schlafen legst, dauert es meist eine bis eineinhalb Stunden bis zum Abtauchen in die erste Traumphase.
A: Ahh, das war genau die Zeit der ersten Meditation, stimmt. Aber es gibt ja auch Möglichkeiten, die ebenfalls wissenschaftlich mit Messungen hinterlegt sind: Powernapping, Kurzmeditation. Träumen direkt nach dem Einschlafen.
M: Yep, gibt es. Beherrscht du ja auch. Braucht allerdings Übung oder Naturtalent und ändert nichts an der Regel oder Norm für die meisten unserer Leser. Und für diese bedeutet es: Übung macht den Meister. Na ja, Und deine Frage, wieso sich das so gut anfühlte?
A: Ist eigentlich beantwortet. Weil ich zuhause war.
M: Ja genau. Das zeigt uns jetzt auch, warum viele Menschen, ganz viele Menschen so engagiert sind für ihr schöneres Wohnen. Es ist der gut nachvollziehbare Versuch in der Wachrealität alles zu tun, um dieses Gefühl zu unterstützen oder hervorzurufen: Zuhause zu sein. Eine Möglichkeit. Und immer hilfreich. Ganz genial wird es, wenn du dich in dein Wohnzimmer begibst, dich in den Sessel plumpsen lässt und sagst: „Ahhh, ist das schön, zuhause zu sein.“ Ein wohliges zweites „Ahhhh.“ Danach schließt du die Augen, lässt dich in dich fallen und begibst dich auf die Reise…
A: Wow Martha, schön ausgedrückt. Danke. Dann werde ich das mal veröffentlichen, oder?
M: Yep, dafür war es gedacht. Genieß deinen Tag, CU Daddy.
A: CU, Martha. Wabber schön.