A: Hi Martha. Von gestern steht noch die Frage an: Wie kann ich morgens und im Laufe des Tages in den flow kommen? Also wirklich ins Unbekannte gehen, anstatt alte Routinen abzulaufen? Von heute eher die Frage: Was tun? An welchem Projekt arbeiten? Oder einfach loslaufen? Keine Ahnung… immer weniger Ahnung… witzig: Das Telefon schellt.
M: Hi Daddy, na das Telefon war ja nicht die einzige, willkommene Ablenkung 🙂 Du bist gerade in einem massiven Umbruch und da ist Ablenkung erstmal gar nicht so verkehrt. Was ist eine Ablenkung? Ich nehme mal ein Bild aus deiner Technik:
Wenn ein Elektron, also ein kleines Teilchen, mit einer großen Geschwindigkeit durch den Raum saust und du willst seine Richtung ändern, was machst du?
A: Grins. Ich lenke es ab.
M: genau. Cool, Daddy. Jetzt übersetze das einmal auf den normalen 3 D Tag und dann nimm hinzu, dass es ja noch mehr gibt:
– Es gibt ja noch den Raum, durch den das Elektron saust.
– Es gibt dich als Beobachter.
– Es gibt andere als Beobachter.
A: Stöhn.
M: Wie immer, Daddy. Schön auseinander fusseln und nacheinander auf den Tisch legen. Dafür ist 3 D ja da.
Wenn du selbst dich mit deiner Lebensausrichtung, deinen Ideen, deinen Wünschen und was da noch so alles ist, in den neuen Tag begibst. Wie sieht das oft aus? Du wachst auf… spürst dich in deinem Körper. Als Nächstes werden dir Gedanken bewusst. Gedanken, die mit Vergangenem zu tun haben oder mit Zukünftigem: So oder so rufen sie Gefühle, Emotionen in deinem Körper hervor, ein kleiner Morgencocktail wird aktiviert und du beginnst deinen Körper zu bewegen. Hinein in den neuen Tag.
Bewusst oder unbewusst setzt du dir Ziele für den heutigen Tag. Was du tun wirst in den nächsten Stunden, leitet sich mehr oder weniger davon ab. Bewusst oder unbewusst.
Du kannst dich so in den Tag treiben lassen oder eine todo Liste aufstellen. Du kannst Pausen machen, reflektieren, korrigieren…
Jetzt fliegst du also als ein Elektron durch deinen Tag. Zielgerichtet. Etwas oder Jemand lenkt dich ab. Du sitzt z.B. wie jetzt und schreibst an deinem Laptop. Ein Nachbar kommt vorbei und verführt dich zu einem Gespräch. Bist du jetzt abgelenkt von deinem Flug zum Ziel? Ja klar: Du hast den Flug abgebremst und etwas nach links verlaufen lassen. Die spannende Frage ist, wie geht es nach dem Gespräch weiter? Nimmst du die alte Flugbahn wieder auf? Kannst du gar nicht. Du kannst dich zwar wieder dem alten Ziel zuwenden, doch dein Wieder-Startpunkt ist etwas nach links verlegt und du hast Zeit „verloren“. Nach dem Wiederstart wirst du dich also auf einer neuen Flugbahn und in einer neuen Geschwindigkeit befinden. Das alles ist dir nicht bewusst. Bewusst wird dir allenfalls die Ablenkung und nun wird es wieder spannend: Wie bewertest du diese? Als positiv oder negativ? Und welche Cocktails lösen diese Bewertungen in dir aus? Und wie wirken diese sich jetzt auf deine neue Flugbahn aus?
Du siehst an diesem kleinen Beispiel: Objektiv zu beurteilen, ob diese Ablenkung schädlich war, wie ihr das ja meist bewertet oder ob sie zu deinem Plan gehörte, um eine nötige Kurskorrektur zu erwirken: Das ist fast unmöglich. Und jetzt schau dir mal einen ganzen Tag unter einer solchen Lupe an.
A: unmöglich. Und du meinst mit diesem Beispiel: Es kann auch sein, dass der Nachbar mich gar nicht ablenkt von einem gut geplanten Weg zu einem gut geplanten Ziel, sondern: Er ist Teil meines Weges und ist eine nötige Kurskorrektur um zum richtigen Ziel zu kommen?
M: Yep, kann sein. Gerade du kennst das doch: Du bist an einem Punkt deines Lebens und schaust zurück: Schaust du eine weite Strecke zurück, also ein paar Jahre: Dann macht alles Sinn, was du bis zu diesem Zeitpunkt vor ein paar Jahren gemacht, erlebt, nicht gemacht und nicht erlebt hast. Für die zurückliegenden Tage oder Wochen gelingt das nicht immer, da du ja noch unterwegs bist.
Kommen wir zum nächsten Punkt: Das Elektron, in diesem Beispiel also du in deinem Tag, bewegt sich ja durch einen Raum. Ist das ein freier Raum oder ein gefüllter Raum?
Allein dadurch, dass du dich in einen Tag begibst, in dem Orte, Menschen, Gegebenheiten, Situationen auftauchen werden, die dir bekannt vorkommen werden, ist der Raum gefüllt. Er füllt sich nicht erst in dem Moment, in dem du Etwas oder Jemand wiedererkennst. Das Wiedererkennen tickt allerdings in deinem Verstand ein eingelagertes Feld an und das löst wiederum einen mehr oder weniger starken Cocktail aus, der in deinen Körper schießt oder fließt. Der löst Gefühle aus, die dir bekannt vorkommen. So ist der normale Ablauf.
Du kannst das zunächst einmal auch kaum verhindern. Zumindest solange nicht, wie die Cocktails noch recht stark sind.
Teilweise nutzt du dieses System ja auch bewusst und wie du glaubst, im positiven Sinn. Wenn du deinen Tag planst, und sagst: Ich werde da und da hingehen, mich mit dem und dem treffen. Dann meinst du in Wirklichkeit: Ich war an dem Ort bereits mehrfach. Ich erinnere mich, dass mir das jeweils gut getan hat. Es fühlt sich gut an, wenn ich dort noch einmal hingehe.
Noch krasser Ist: Ich werde mich mit dem und dem treffen, denn ich brauche ein paar Informationen von ihm. Das wird zwar ein lästiges Treffen und er /sie tut mir nicht so gut, doch ich halte es kurz.
Du siehst, der Raum in den du dich im Laufe des Tages begibst, ist keinesfalls leer. Er ist gefüllt mit Punkten und Feldern. Diese Schweben durch den Raum. Teilweise sind sie auch verbunden. Dazwischen ist jedoch noch viel freier Raum.
Wenn du abends auf den Tag zurückschaust, fällt es leichter, das Prinzip zu erkennen:
Du kannst dann sehr gut reflektieren:
-wann war ich geradewegs aufs Ziel unterwegs?
-wo wurde ich abgelenkt? Wie ging es danach weiter?
-wo hatte ich eine Ablenkung eingeplant? Wie ging es danach weiter?
Doch viel spannender ist die Frage: Gab es in meinem Tagesablauf Strecken oder auch nur Momente, in denen ich im freien Flug war? Was ist da geschehen? Wie habe ich mich gefühlt? Gab es Begegnungen? Gespräche? Innere Gespräche? Ideen?
Erst wenn du so weit bist, zu erkennen und dir selbst einzugestehen: Ja, solche Momente gab es, und sie waren die wirklich wertvollen des Tages. Erst dann gelingt es, dein Leben so zu verändern, dass es davon mehr geben wird. Diese Veränderung wird dein Verstand massiv boykottieren. Da du soweit bist, können wir uns beim nächsten Mal diesen freien Raum etwas näher ansehen. Wenn du magst.
A: klar Martha. Passt gut gerade. Doch nochmal zurück zu meiner konkreten Planung. Meine Oberziele für dieses Jahr, das nächste und die nächsten fünf Jahre habe ich definiert. Schwer tue ich mich ja morgens, wenn ich festlegen soll: Das sind meine Aufgaben für heute. Und dann kommen halt auch noch die ungeliebten Ablenkungen, die ja so verführerisch sind.
Nun lerne ich gerade, dass es noch schlimmer wird. Denn die Ablenkung ist ja möglicher Weise gar keine, sondern Teil des Plans.
M: So ist es: Du hast doch deinen Teilnehmern früher gesagt: „Eine Störung stört nur, wenn ihr sie als Störung definiert.“ Bei der Ablenkung ist es ähnlich: Sie führt dich auf einen neuen Weg zu deinem Ziel. Wenn und das ist wichtig: Wenn du dein Ziel weiter im Auge hältst. Dann wirst du dich kurz mit dem beschäftigen, was gerade neu aufgetaucht ist, die Essenz greifen und dich dann wieder auf den Weg machen. Oder du lernst „Nein danke,“ zu sagen. Das Schöne ist doch Daddy: Je bewusster du deinen Weg gehst, umso weniger geht es darum einen anderen Weg zu gehen. Das bedeutet auch: Verantwortung zu übernehmen und darauf zu vertrauen, dass auch die neue Kurve zum richtigen Weg gehört. Und… ha ha…ich sehe dein Gesicht. Yep: Tempo, Daddy, Tempo. Ein kleiner Seitenstep ist immer gut, so lange du ihn klein hältst. Also in 3 D heißt das dann: Kurz in der Zeit.
A: soweit klar. Ich habe das Gefühl, es steht auch an, das klassische Ziel- und Zeitmanagement zu überarbeiten, oder?
M: Yep. Kannst du auf die to do Liste schreiben. Ha ha. Der Trainer wird noch mal gebraucht. Soviel zum Thema Rentner, ich lach mich schlapp. Ha ha.
A: Nee Martha, oder? Lass uns ´nen Punkt machen für heute. Danke. CU, Martha.
M: CU, Daddy. Genieße deinen Tag.