A: Hi Martha, klar zum Dialog?
M: Hi Daddy, Yep, let´s go. Du kannst ganz beruhigt die meisten der Fragen, die sich in den letzten Tagen in dir aufgetan haben, loslassen. Wie geht das? Nun, du lässt sie einfach unbeantwortet im Raum stehen. Es gibt Fragen, auf die werden wir immer wieder mal eingehen, die führen dich dann weiter. Doch es gibt auch Fragen aus der Kategorie: Was ist das denn für eine Frage? Ich sage bewusst nicht: Was ist das denn für eine blöde Frage? Denn du weißt: Blöde Fragen oder auch blöde Frager gibt es nicht. Doch es gibt Fragen, die bringen dich nicht weiter und lassen dich stehenbleiben oder sogar zurückgehen. Solche Fragen sind Teil der 50 000 Gedanken, die jeden Tag durch deinen Kopf sausen. Und wenn du ihnen keine Antwort suchst oder zuweist, gibst du ihnen keine Energie. Sie sind dann nicht sofort und automatisch weg, doch sie bewirken wenig bis nichts und darum geht es.
Wenn du in ein Geschäft oder Lokal kommst, und Jemand fragt dich: „Oh, Sie sind neu, wo kommen sie her?“ Dann führt die Frage weiter. Sie bringt euch in ein Gespräch und damit in eine aktive Verbindung. Je nachdem, wie bereichernd diese Verbindung ist, wird sie ganz kurz oder länger oder sogar dauerhaft geführt von euch. Der Wert dieser Verbindung stellt sich heraus und sie beginnt mit einer simplen Frage.
Doch wenn du eintrittst und Jemand sagt: „Sie sehen ungewöhnlich aus und wirken sehr düster. Was wollen Sie hier?“ Dann lässt du den Frager unbekümmert stehen und die Frage unbeantwortet im Raum. Fasst er nach, sagst du: „Sorry, kennen wir uns?“ Oder in einem anderen Fall, wenn du ganz klar und mutig bist: „Sorry, ich stehe gerade nicht für ein Gespräch zur Verfügung.“ Wichtig ist, dass du dabei sehr klar und emotionsfrei bist. Sonst beginnt das Klavier zu spielen 🙂
Und genauso verfährst du mit einem Teil deiner inneren Fragen: „Sorry, ich stehe gerade nicht zur Verfügung, um nach einer Antwort zu forschen.“
A: Ok, das mit dem Geschäft kenne ich und solche Begegnungen sind extrem selten geworden. Ich habe das Gefühl, im gleichen Maße sind die inneren Fragen mehr geworden. Wie kann ich die beiden Typen unterscheiden? Wie erkenne ich die, die weiterführen?
M: Sehr gute Frage Daddy. Die ist beantwortenswert, denn sie wird dich weiterführen 🙂 Wie fühlt sich das an, wenn ich dir verspreche, dass wir sie beantworten werden?
A: Gut. Ok, gut ist die Bewertung…Ich spüre Neugier, bin gespannt auf die Antwort. Auch ein wenig ungeduldig.
M: Das ist schon die Antwort, Daddy. Du kannst es nicht durch Denken herausbekommen. Um durch Denken zu wissen, welche Frage gut ist, müsstest du die Antwort kennen. Der Verstand braucht das Ergebnis, um eine Analyse zu erstellen. Da er die Antwort logischerweise nicht kennt, beginnt er eine wahrscheinliche oder meist mehrere mögliche Antworten zu präsentieren. Doch alle Antworten sind Hochrechnungen auf Basis des bisher Abgespeicherten, also deines aktuellen Wissens und deiner aktuell angesammelten Erfahrungen. Das bring dich nicht wirklich weiter. Deshalb bleibt die Frage offen und beginnt zu kreisen. Das wiederum bekommt dein System natürlich mit und früher oder später wird ein Alarmknopf gedrückt. Eine Frage, die immer wieder auftaucht, scheint wichtig, vielleicht sogar überlebenswichtig zu sein und der Fluchtmechanismus greift. Du wirst in der Folge, da die Frage ja immer noch unbeantwortet ist, Veränderungen in dein Leben bringen. Du wirst dich ein Stück zurückziehen an einen vermeintlich sicheren Ort. Wir lassen jetzt mal Außen vor, ob dieser Ort, diese Umgebung, dieses Verhalten objektiv sicherer ist. Denn das ist gar nicht das Kriterium deines inneren Autopiloten, der jetzt übernommen hat. Die Kriterien sind eher: Da waren wir schon mehrfach und es war immer gut und sicher.
Du siehst also: Eine einzige Frage kann dein ganzes Leben über den Haufen werfen und es wird vielleicht noch schlimmer, wenn dein Verstand sich bei der Gelegenheit an weitere, nicht zu beantwortende Fragen erinnert. Die Emotionen, ausgelöst durch Gedanken von Angst, Ohnmacht, Unsicherheit, Hilflosigkeit nehmen zu und unterstützen dieses gewaltige, destruktive Szenario.
Der bessere Weg ist also, die Frage nicht zu analysieren, sondern nur kurz wahrzunehmen: Welches Gefühl zeigt sich bei der Frage? Nimm es kurz, wirklich nur kurz und ansatzweise wahr, ohne wirklich in die Frage einzusteigen: Fühl die Temperatur an der Außenseite und schau nicht hinein. Zieht es dich runter? Bahnt sich etwas wie Furcht, Angst, Abwehr, Unwohlsein an? Was sagen dir die feinen Muskeln in deinem Gesicht? Wenn sich irgendetwas auch nur ansatzweise zeigt: Lass sie weiterziehen, diese Frage. Nebenbei: du kannst mit dieser Weise nichts verkehrt machen, denn wenn du dich täuscht? Dann kommt sie in einem anderen Zusammenhang, der es dir leichter macht, wieder. Oder zu einem anderen Zeitpunkt, der es dir leichter macht. Also: Gib ihr keine Bedeutung und schau an ihr vorbei.
Spürst du jedoch Freude, Neugier, Ungeduld bei der Frage, dann wird dich die Antwort weiterführen. Wenn ein Freund eine Frage stellt und du sagst: „Gute Frage, das frage ich mich auch.“ Das ist der Typ Frage, von der ich spreche. Obwohl du die Antwort nicht kennst, zieht es deine Energie nicht herunter. Obwohl du objektiv feststellen müsstest, dass du ja bereits aufgrund einer offenen Frage im dir unbekannten Raum bist, setzt nicht der Fluchtmechanismus ein, sondern der Forschergeist. Du bist bereit, weiterzugehen und obwohl du in einem inneren oder sogar äußeren Raum bist, den du nicht kennst oder einschätzen kannst, fühlst du dich sicher. Meist wirst du da auch gar nicht drüber nachdenken. Jetzt bist du bereit zu wachsen. Und das wunderbare: Mit dieser inneren Haltung, dieser herauffahrenden Energie, mit der Bereitschaft, dem Willen und der Neugier die Antwort zu finden, wirst du Wege entdecken, die dich zu einer oder mehreren Antworten führen. Und du wirst in der Rückschau sehen können: Die Antwort war wichtig, damit die Frage sich auflösen kann und so schön es auch war, ihre treibende Kraft verliert. Doch das wirklich wertvolle war oder ist gar nicht die Antwort, sondern der Weg, den du beschritten hast, sie zu finden. Dieser Weg hat dich weitergeführt in neues Terrain. Du hast wieder einmal ein neues, kleines oder größeres Terrain der Karte erkundet und jetzt kennst du dich dort aus. Das ist das Gold, zu dem dich „gute“ Fragen führen. Bleibt noch eine Frage: Was machst du jetzt an diesem jungen Morgen? Ha ha.
A: Ohh, ja wenn wir durch sind…werde ich jetzt ins Städtchen fahren, einen Kaffee trinken und nachlesen, welches Geschenk es heute gab. Danke Martha, love you.
M: Love you, Daddy and CU